Sind rote Mückenlarven schädlich für Fische?

rote Mückenlarven schädlich? Comic-Illustration

Immer wieder hört man, dass rote Mückenlarven schädlich oder sogar tödlich für Aquarienfische sein können. Selbst unter sehr erfahrenen Experten entbrennen hier immer wieder Diskussionen. Ich habe mir für dich angesehen, was tatsächlich Fakten sind und wie die Erfahrungen bei Aquarianern aussehen. Davon ausgehend kann ich vorab schon sagen: Ganz eindeutig klären lässt sich die Frage nicht. Ich gebe euch aber gerne meine Einschätzung dazu.

Was genau sind rote Mückenlarven?

Rote Mückenlarven sind die Larven von Zuckmücken (Familie: Chironomidae). Es gibt in dieser Insekten-Familie unzählige Gattungen und Arten von Zuckmücken, die weltweit überall vorkommen.

Die im Handel erhältlichen roten Mückenlarven sind Larven von Mücken aus der Gattung Chironomus. Diese leben in der Natur in besonders sauerstoffarmen Gewässern. Daran haben sie sich angepasst, indem sie (genau wie wir Menschen) das sehr effektive Hämoglobin für den Sauerstofftransport nutzen.

Werden rote Mückenlarven im Aquarium nicht gefressen, können sie sich verpuppen und es können Mücken schlüpfen, die unseren Stechmücken ähnlichsehen. Diese können aber nicht stechen und saugen kein Blut!

Wo kommen rote Mückenlarven natürlicherweise vor?

Zuckmücken-Arten aus der Gattung Chironomus kommen von Nord- bis Südeuropa und im Osten bis Ostasien sowie in Nord- und Mittelamerika.

Dort leben sie im Schlamm und Bodensediment von stehenden oder von langsam fließenden Gewässern. Viele dort lebende Fische ernähren sich vorwiegend von Mückenlarven dieser Arten.

Fische aus gemäßigten Temperaturzonen fressen also auch natürlicherweise rote Mückenlarven. Ähnliche Larven kommen auch in wärmeren Regionen vor. Warum hat sich die Fütterung von roten Mückenlarven dann bei manchen Aquarianern als problematisch erwiesen?

Die Sache mit den Widerhaken bei roten Mückenlarven

Rote Mückenlarven sollen an ihren Mundwerkzeugen ausgeprägtere „Widerhaken“ haben, als andere Larven. Das soll Schäden im Verdauungssystem der Fische hervorrufen.

Schaut man sich mikroskopische Aufnahmen der Larven und auch Berichte von Insektenkundlern an, habe ich nirgends Hinweise finden können, dass die Mundwerkzeuge tatsächlich hakenförmiger sein sollen, als beispielsweise bei weißen Mückenlarven oder weiteren, im natürlichen Habitat der Fische vorkommenden Mückenlarven.

Erfahrungsberichte: Sind rote Mückenlarven schädlich für Fische?

Möglicherweise ist die Sache mit den Widerhaken also gar nicht der Knackpunkt.

Unbestritten ist aber, und dem möchte ich hier absolut nicht widersprechen, dass es immer wieder Fälle gibt, in denen Fische nach dem Verzehr roter Mückenlarven krank werden oder versterben.

Zufall? Möglich! Aber man kommt natürlich ins Zweifeln, ob man rote Mückenlarven mit gutem Gewissen verfüttern kann, ohne die Lebenserwartung seiner Fische zu verkürzen oder ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

Viele Aquarianer füttern jedoch regelmäßig, und zwar schon seit Jahrzehnten rote Mückenlarven und hatten noch niemals irgendwelche Probleme, sondern sogar überaus gesunde Fische (ich gehöre dazu).

Möglicherweise sind hier einige Fischarten besonders empfindlich. Häufig werden in dem Zusammenhang Cichliden, Welse und Lebendgebärende wie Guppys erwähnt. Letztere sind zuchtbedingt sowieso relativ anfällig für Erkrankungen.

Kurzum: Man weiß nichts Genaues und es gibt keinen klaren Hinweis, dass die Mückenlarven schuld am Tod betroffener Fische waren.

Ich verfüttere im Übrigen weiterhin rote Mückenlarven. Warum, erfährst du weiter unten in meinem Fazit, ganz am Ende des Artikels.

Lebende rote Mückenlarven oder Frustfutter: Macht das einen Unterschied?

Generell würde ich jetzt davon ausgehen, dass das Problem eventuell eher bei der Fütterung lebender Larven auftrat, die von Fischen ganz verschluckt werden.

Berichte, dass rote Mückenlarven schädlich sein sollen, gab es aber nicht nur nach dem Verfüttern lebender Mückenlarven, sondern wohl gelegentlich auch bei Frostfutter. Eventuell spielt hier also noch ein anderer Grund eine Rolle.

Warum sind rote Mückenlarven schädlich?

Das Problem könnte die Art sein, wie rote Mückenlarven leben und wie sie gezüchtet werden. Die Larven leben im Sediment, wo sich organische Stoffe zersetzen, und vertragen Sauerstoffarmut sehr gut. Dadurch sind sie prädestiniert, um selbst in verschmutzten, keimbelasteten Gewässern noch gut zu gedeihen.

Zudem ist die Art der Zucht bei fast keinem Anbieter angegeben und wie die Zuchtbecken aussehen, sieht man auch nirgends. Gut möglich also, dass die Larven zum Teil stärker mit Keimen belastet sein könnten oder Schadstoffe anreichern könnten.

Tipps zur Fütterung von roten Mückenlarven

Generell bekommen manche Fische Probleme, wenn man zu viele Mückenlarven (das gilt im Übrigen auch für weiße Mückenlarven!) füttert. Die Larven sind sehr protein- und fettreich, was zu Verdauungsproblemen führen kann.

Fische neigen zudem dazu, so viel zu fressen, wie sie können. In der Natur ist das sinnvoll, denn wer weiß, wann es wieder etwas gibt. Ein ganzer Beutel Lebendfutter wird also verspeist, selbst wenn die Menge eigentlich zu viel war. Dosieren lassen sich Lebend- und Frostfutter schlechter als ein Fischfutter in Form von Flocken oder Granulat.

Eine ausschließliche Fütterung von roten Mückenlarven oder zu viel Futter auf einmal könnte also ebenfalls die beobachteten Folgen verursacht haben.

Ich füttere rote Mückenlarven immer im Wechsel mit anderer Kost und nur in kleinen Portionen. Aber ich pflege auch nur Fischarten, die als recht robust gelten und generell nicht so empfindlich sind.

Welche Alternativen zu roten Mückenlarven gibt es?

Bei empfindlichen Fischen oder wenn du nach diesem Bericht unsicher bist, ob nicht doch was dran sein könnte, gibt es viele Alternativen.

Schwarze Mückenlarven, die Larven von Stechmücken, gibt es kaum als Lebendfutter. Wer möchte schon Gefahr laufen, dass die Plagegeister dann doch schlüpfen? Als Frostfutter findet man sie aber häufig. Sie haben eine sehr gute Nährstoffzusammensetzung und regen bei vielen Fischen auch die Paarungsbereitschaft an.

Auch Lebendfutter wie Wasserflöhe, Artemia, Enchyträen oder, für größere Fische, Bachflohkrebse oder Glanzwürmer, sind eine Bereicherung für den Speiseplan.

Beim Frostfutter ist die Auswahl noch viel größer. Hier findet sich also, vom feinen Aufzuchtfutter wie Artemia-Nauplien oder Rädertierchen, über die Klassiker (Mückenlarven, Wasserflöhe) bis zu groben Stücken Fischfleisch oder Garnelen für die größeren Raubfische.

Anmerkung: Allergiegefahr durch rote Mückenlarven?

Es gibt einige medizinische Fallberichte, dass Menschen allergisch auf rote Mückenlarven reagiert haben. Das betrifft aber vor allem Personen, die intensiv mit getrockneten Mückenlarven arbeiten, zum Beispiel in der Futterproduktion.

Wenn du zu Allergien neigst, solltest du vielleicht sicherheitshalber darauf achten, das Lebend- oder Frostfutter nicht mit bloßen Händen zu berühren. Aber das tut man in der Regel ja auch nicht. Einatmen wäre zusätzlich bei getrockneten oder gepulverten roten Mückenlarven möglich.

Fazit: Rote Mückenlarven füttern – ja oder nein?

Die Datenlage ist hier nicht eindeutig, aber es werden riesige Mengen an roten Mückenlarven verkauft und es gibt nur wenige Berichte darüber, dass sie schädlich sein sollen. Ich persönlich habe mich schon vor langer Zeit dazu entschlossen, die roten Mückenlarven weiter zu verfüttern. Allerdings in eher kleinen Mengen und nicht täglich.

Zur Sicherheit solltest du darauf achten, nur bei seriösen und gut bewerteten Anbietern zu kaufen. Außerdem solltest du sowohl Frost- als auch Lebendfutter immer über einem Sieb kurz mit klarem Wasser abspülen.

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