Wasserlinsen im Aquarium – Fluch oder Segen? Ein bisschen von beidem, denn die Schwimmpflanzen können ein nützliches Gestaltungselement sein und durch ihr schnelles Wachstum viele Nährstoffe aus dem Wasser ziehen. Die schnelle Vermehrung hat aber auch Nachteile, vor allem, wenn die Wasserlinsen unbeabsichtigt eingeschleppt wurden.
Hier erfährst du mehr über die Vorteile und Nachteile und bekommst Tipps, wie du die Anzahl der Pflanzen zuverlässig in Schach halten kannst und wie du bei Bedarf Wasserlinsen bekämpfen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Wasserlinsen?
Sprechen Aquarianer von Wasserlinsen, ist meistens die Kleine Wasserlinse, Lemna minor, gemeint. Sie hat kleine, ovale Blätter und ist nur ungefähr einen halben Zentimeter groß. Durch Luftpolster haben die kleinen Pflänzchen auftrieb und vermehren sich als Schwimmpflanzen auf der Wasseroberfläche.
Ihre feinen Wurzeln, die je nach Nährstoffangebot kürzer oder länger ausfallen können, hängen im Wasser und fungieren wie ein Filter, der Nährstoffe aus dem Wasser zieht.
Vorkommen in der Natur
In freier Natur kommt die kleine Wasserlinse in fast allen gemäßigten Gebieten vor: in den USA, Afrika und Europa (auch hierzulande). In Australien und Neuseeland wurde sie eingeschleppt und wächst inzwischen auch dort vielerorts wildlebend. Im Herbst sinken die Pflanzen auf den Gewässergrund ab, überwintern dort und starten im Frühjahr wieder mit ihrem Wachstum. Im Aquarium finden sie das ganze Jahr über optimale Bedingungen und vermehren sich durch Sprossung – oft schneller, als es manchen Aquarianern lieb ist.
Wasserlinsen im Aquarium
Viele Shops für Wasserpflanzen bieten verschiedene Wasserlinsen am. Am häufigsten die Kleine Wasserlinse (Lemna minor), um die es hier hauptsächlich gehen soll.
Die Kleine Wasserlinse gehört zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen im Aquarium. Innerhalb kurzer Zeit kann sie die gesamte Oberfläche bedecken. Dieses rasante Wachstum ist Fluch und Segen zugleich. Hier erfährst du, welchen Nutzen und welche Nachteile die Schwimmpflanzen haben und wie du Wasserlinsen im Aquarium bekämpfen kannst, wenn sie nicht (mehr) erwünscht sind.
Vorteile und Nutzen von Wasserlinsen im Aquarium
Wasserlinsen wie die Kleine Wasserlinse können eine nützliche Bereicherung für Aquarien sein. Vorausgesetzt, dass schnell wachsende Schwimmpflanzen zu deinem Aquarium, zu den Ansprüchen der Tiere und zu deinen Wünschen passen. Wenn du ein Aquarium für Anfänger erstmals startest, oder generell, wenn du ein neues Aquarium einrichten möchtest, solltest du Nutzen und Nachteile genau abwägen.
Denn einmal im Becken etabliert, wird man die Wasserlinsen nur mit größerem Aufwand wieder los. Passt die Pflanze aber gut zu deinem Aquarium, hat sie viele Vorteile.
Nährstoffzehrer gegen Algen und natürlicher Filter
Schnell wachsende Pflanzen sind ideal für Aquarien, in denen Nährstoffe schnell verbraucht werden sollen, beispielsweise Becken mit relativ viel Besatz. Die Wasserlinse ist darin ein Meister. Sie wächst sehr schnell und entzieht dem Wasser Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat.
Anspruchslose Pfleglinge
Wasserlinsen sind anspruchslos und wachsen fast überall. Dadurch eignen sie sich auch für Aquarien, in denen keine Düngung oder CO2-Anlage vorgesehen ist. Allerdings gehört zu den Pflegemaßnahmen eine regelmäßige Entnahme der Wasserlinsen (mehr dazu kannst du unten bei den Nachteilen nachlesen). Ansonsten sind sie sehr einfach zu pflegen und eignen sich für alle Wasserwerte, Temperaturen und auch für Becken mit geringer Lichtintensität.
Wasserlinsen als Indikator für Eisenmangel
Erfahrene Aquarianer nutzen Lemna minor gerne als Indikator für Eisenmangel. Sobald die neu austreibenden, jungen Blättchen gelblich aussehen, ist ein Eisendünger sinnvoll. Durch das schnelle Wachstum siehst du das bei den Wasserlinsen früher, als bei den Bodenpflanzen.
Wasserlinsen als Warnsignal
Wasserlinsen sind anspruchslos und wachsen fast überall. Stellen die Pflänzchen ihr Wachstum ein oder bleiben auffällig klein, ist das ein Frühwarnsignal. Auch wenn sie hell werden oder die Blätter dünn und porös aussehen, solltest du die Wasserwerte prüfen. Dahinter kann sich ein Mangel an Makro- oder Mikronährstoffen oder eine pH-Änderung (Stichwort Säuresturz) verbergen.
Verstecke, Beschattung und Gestaltungselement
Viele Aquarienbewohner mögen es eher dunkel oder halten sich in der Natur im tieferen Wasser auf, wo weniger Licht hingelangt. Solche Tiere empfinden die helle Beleuchtung im Aquarium eher als unangenehm. Hier können Schwimmpflanzen für eine willkommene Beschattung sorgen. Auch natürliche Umgebungen lassen sich mit Schwimmpflanzen nachbilden.
Einige Jungfische oder junge Garnelen nutzen eine Schwimmpflanzendecke auch gerne als Versteck. Zudem bieten die vielen, feinen Wurzeln und die Blätter der Wasserlinsen eine große Oberfläche, an der sich Biofilme und Einzeller vermehren können, die den winzigen Jungen eierlegender Fische als Nahrung dienen können.
Wasserlinsen als Futter
Wenn du Tiere hältst, die pflanzliche Kost mögen und gerne Wasserpflanzen fressen, sind Wasserlinsen oft ein gutes Zusatzfutter. Das kann auch verhindern, dass Tiere wie vegetarisch lebende Buntbarsche, Goldfische, Fadenfische, einige Salmler oder Wasserschildkröten sich an anderen Pflanzen bedienen.
Nachteile von Wasserlinsen im Aquarium
Wenn du von den Vorteilen jetzt ganz begeistert bist, solltest du dir die Nachteile der Wasserlinsen genau anschauen. Denn sonst kann es schnell passieren, dass du bereust, dir die vermehrungsfreudigen Schwimmpflanzen in dein Aquarium geholt zu haben. Es soll Aquarianer geben, die schon ein Aquarium auflösen mussten, weil sie lästige Wasserlinsen anders nicht losgeworden sind.
Zu starke Beschattung
Innerhalb kurzer Zeit breiten sich die kleinen Pflänzchen über die ganze Oberfläche aus. Das kann dazu führen, dass die Beschattung zu stark wird und die restlichen Wasserpflanzen nicht mehr genug Licht bekommen.
Verschleppung und „kleben bleiben“
Wasserlinsen werden in der Natur schnell von Gewässer zu Gewässer verbreitet, da sie am Federkleid von Wasservögeln haften. Genauso gut haften sie aber an allem, was du aus dem Becken holst. Aus diesem Grund schleppt man sich die Pflänzchen auch manchmal ungewollt mit neuen Pflanzen ein, wenn an ihnen einzelne, unauffällige Wasserlinsen haften.
Nutzt du Utensilien für mehrere Becken, ist die Gefahr groß, dass du die Schwimmpflanzen in deine anderen Aquarien verschleppst.
Die gute Haftung kann auch ärgerlich sein, wenn nach jedem Hantieren im Aquarium grüne Pflänzchen an Armen und Händen kleben.
Fütterung kann erschwert sein
Wenn Fischfutter an der Oberfläche schwimmen und langsam absinken soll, ist das kaum möglich, wenn die Wasserlinsen die Wasseroberfläche fast komplett überwachsen haben. Fütterst du also Flocken oder feines Granulat, solltest du daran denken, dass du größere Bereiche der Oberfläche durch häufiges Abkeschern der Pflanzen frei halten solltest.
Schnelles Wachstum erfordert häufiges Abfischen
Wer Wasserlinsen pflegt, der muss mindestens einmal wöchentlich mit dem Kescher oder einem feinen Sieb anrücken. Der Aufwand ist zwar überschaubar, wenn du allerdings junge Fische, Garnelen oder Schnecken im Aquarium hältst, die gerne in den Wurzeln der Schwimmpflanzen sitzen, kann es schon anders aussehen.
So kannst du Wasserlinsen bekämpfen
Hast du Wasserlinsen – freiwillig oder unfreiwillig – in dein Aquarium eingebracht, übernehmen sie manchmal schneller als vermutet die Weltherrschaft. Spätestens wenn die Oberfläche zu großflächig bedeckt ist, solltest du einschreiten, damit noch Licht ins Aquarium gelangt. Entweder, indem du die Pflanzen durch Pflegemaßnahmen in Grenzen hältst, oder indem du versuchst, sie ganz loszuwerden.
Wasserlinsen in Schach halten
Aus Erfahrung kann ich sagen: mit Wasserlinsen lässt sich sehr gut leben, schließlich haben sie ja auch zahlreiche Vorteile. Der Pflegeaufwand ist überschaubar. Allerdings sind die Maßnahmen regelmäßig nötig.
Regelmäßige Entfernung ist das A & O
Wenn du regelmäßig einen Teil der Wasserlinsen herausfischst, geht die Vermehrung deutlich langsamer voran. Das geht sehr gut mit einem Kescher. Ist schon eine große Fläche bewachsen, kannst du die Pflanzendecke auch mit einem kleinen Eimer oder einem Becher abschöpfen.
Barrieren bilden: Oberflächenbereich freihalten
Mit Barrieren kannst du dafür sorgen, dass die Schwimmpflanzen vorwiegend in bestimmten Bereichen bleiben. Bei Froschbiss und anderen Pflanzen funktioniert das perfekt. Bei der Kleinen Wasserlinse nur teilweise, da die kleinen Blättchen durch jede Spalte schlüpfen. Es lassen sich dadurch aber gut einige Bereiche offenhalten. Dafür eignet sich ein Stück dünner, flexibler Schlauch, der an den Enden (beispielsweise mit Saugnäpfen) an der Scheibe befestigt wird.
Allerdings musst du hin und wieder Wasserlinsen entnehmen, die sich außerhalb des abgetrennten Bereiches bereit gemacht haben, denn die winzigen Pflänzchen drücken sich auch gerne unter dem Schlauch durch oder schwappen bei Wasserbewegungen darüber.
Oberflächenbewegung bremst die Vermehrung
Wasserlinsen bevorzugen stehendes Wasser. Eine Strömungspumpe oder eine stärkere Filterströmung, die an die Wasseroberfläche gerichtet ist, bremst das Wachstum etwas aus und sorgt dafür, dass die Bereiche mit stärkerer Oberflächenströmung frei bleiben.
Wasserlinsen bekämpfen und ganz loswerden
Hast du genug von den Wasserlinsen und möchtest sie ganz loswerden? Das ist durchaus möglich. Du musst dich aber auf etwas Arbeitsaufwand einstellen und in den darauffolgenden Wochen penibel jede wiederkehrende Wasserlinse herausholen. Denn es lässt sich fast nicht vermeiden, dass einzelne Pflänzchen zurückbleiben.
So kannst du Wasserlinsen bekämpfen:
- Zunächst solltest du alle Wasserpflanzen kürzen, die bis an die Wasseroberfläche ragen. Schwimmpflanzen wie Froschbiss kannst du vorübergehend ausquartieren und in einem Wassereimer von anhaftenden Wasserlinsen befreien. Wurzeln oder Deko, die aus dem Wasser herausragt, solltest du entfernen (außer sie lässt sich problemlos von den Wasserlinsen befreien, beispielsweise weil sie eine glatte Oberfläche hat und nicht mit Moos bewachsen ist).
- Dann kannst du loslegen und möglichst alle Wasserlinsen abfischen. Am besten geht das, wenn du das mehrere Tage lang immer wieder machst. Denn mit dem Kescher drückt man gern einige Linsen unter Wasser, die dann erst einige Zeit später wieder auftauchen.
- Achte auf die Scheiben deines Aquariums direkt an oder über der Wasseroberfläche, sowie auf Kabel und Oberflächen von Heizer, Thermometer oder Filter auf Höhe der Wasserkante. Hier bleiben gerne Wasserlinsen kleben. Gelangen diese später, auch wenn sie schon komplett vertrocknet aussehen, wieder ins Wasser, können sie wieder anwachsen.
- Jetzt heißt es dranbleiben: Wenn du ab jetzt jede neu auftretende Wasserlinse herausholst, hast du gute Chancen, die Pflanzen ganz loszuwerden.
Ein Skimmer kann zusätzlich dabei unterstützen, indem er die Wasserlinsen von der Oberfläche einsaugt. Es schadet auch nicht, einen Skimmer zu Hause zu haben, da er auch eingesetzt werden kann, um eine Kahmhaut im Aquarium abzusaugen. Er eignet sich aber nicht, wenn du Garnelen oder andere Tiere im Aquarium hältst, die sich an der Wasseroberfläche und an den Wurzeln den Wasserlinsen aufhalten könnten.
Alternativen für Schwimmpflanzen
Wenn du dein Becken beschatten möchtest, um für deine Fische, Krebse oder Garnelen ein naturnahes Umfeld zu schaffen, gibt es viele Alternativen zu Wasserlinsen. Auch diese Schwimmpflanzen binden Nährstoffe, wenn auch nicht ganz so schnell und so viele, da sie etwas langsamer wachsen.
Dafür lassen sich diese Pflanzen gut im Zaum halten. Ganz ohne Arbeit kommt man hier aber auch nicht aus. Eventuell musst du hier regelmäßig die langen Wurzeln kürzen und die Pflanzen etwas ausdünnen, wenn es zu viele werden. Allerdings musst du hier nicht befürchten, dass die Schwimmpflanzen zur Plage werden und sich nicht mehr loswerden lassen.
Empfehlenswerte Alternativen, die anspruchslos und schnellwüchsig sind:
- Froschbiss (Limnobium laevigatum)
- Kleinohriger Schwimmfarn (Salvinia auriculata) und sein „kleiner Bruder“, der Kleine Büschelfarn (Salvinia minima)
- Schwimmlebermoos (Ricciocarpos natans), leider nur selten im Handel erhältlich
- Schwimm-Wolfsmilch (Phyllanthus fluitans), für offene Becken
Beim Teichlebermoos (Riccia fluitans) solltest du vorsichtig sein. Hier gibt es Arten mit feinen, fiedrigen Blättern, die absinken und sich gerne zwischen Moos, an Pflanzen und Deko festsetzen. Diese Varianten können ähnlich hartnäckig wie Wasserlinsen sein.
Vorsicht bei der Muschelblume (Pistia stratiotes)! Seit 2022 steht die Pflanze auf der EU-Verbotsliste der invasiven Arten, die einheimische Arten verdrängen können, wenn sie ins Freiland gelangen. Ab dem 02.08.2024 (Ende der Übergangsfrist) sind Kultivierung, Weitergabe und Verkauf verboten.